Zweimanualiges Cembalo nach Michael Mietke, Berlin um 1710

 

Bekanntlich gehörte es zu Bachs Aufgaben und Pflichten in Köthen nicht nur die Hofkapelle, sondern auch die Aufsicht und Betreuung der zugeordneten Musikinstrumente zu leiten. Die Entscheidung, ein zweimanualiges Cembalo vom Berliner Hof-Instrumentenmacher Michael Mietke 1719 für die Köthener Holkapelle zu kaufen, beruhte sicherlich auf künstlerischen und ästhetischen Aspekten. Mietke baute mehrere Instrumente (4 lassen sich literarisch nachweisen). Ein einmanualiges und ein zweimanualiges Cembalo baute er für den Brandenburgisch-Preußischen Hof. Die Entstehungszeit ist aus heutiger Sicht um 1700 einzuordnen. Diese beiden Cembali haben sich erhalten und werden heute im Schloß Charlottenburg in Berlin aufbewahrt. Aus Überlieferungen wissen wir, das der Widmungsträger der Brandenburgischen Konzerte, Markgraf Christian Ludwig von Brandenburg, in seinem Schloß in Schwedt auch ein zweimanualiges Cembalo von Mietke besaß. Erst 1991 wurde ein weiteres einmanualiges Cembalo mit der Signatur von Michael Mietke, Berlin 1710, im Hälsinglandsmuseum in Hudiksvall/Schweden entdeckt. Dieses Cembalo ist auf der höchsten Taste c3 signiert: Michael Mietke Instrumentenmacher Anno 1710 Berlin. Der Erhaltungszustand ist den Umständen entsprechend sehr gut. Es kann als weitgehend original erhalten angesehen werden. Viele Details bestätigen und sichern nun die Zuschreibung der beiden Berliner Instrumente. Da Mietke vermutlich seine Instrumente auf der obersten Taste zu signieren pflegte, mußten die Signaturen an den Berliner Cembali natürlich verloren gehen, da diese im Tonumfang erweitert worden sind. Im Vergleich der beiden einmanualigen Cembali in Berlin und Hudiksvall liegen die Mensurdaten ziemlich eng beieinander, trotz der Veränderung des Tonumfanges und der starken Beschädigung des Resonanzbodens im 18. Jahrhundert. Das Klangspektrum unseres zweimanualigen Mietke-Cembalos basiert auf der Registercharakteristik der jeweiligen Tonlagen. So tragen die einzelnen Stimmen wie Diskant, Alt, Tenor und Baß eigenständig, doch ist ihre Mischfähigkeit sehr groß. Diese Eigenschaft befördert besonders gut das polyphone Spiel.