Philosophie & Historie


Philosophie

Die Werkstatt sieht sich in der tradierten Einheit der „Orgel– und Instrumentenmacher“ der vergangenen Jahrhunderte. Durch eigene Erfahrungen wurde immer wieder die Einheit von Orgel- und Cembalobau in Deutschland im 16., 17., und 18. Jahrhundert bestätigt. Man schuf die Instrumente nicht zum Selbstzweck, sondern nach den Wünschen und Vorstellungen der darauf musizierenden Menschen. Dies soll auch heute so sein.

 

Wir arbeiten in meiner Werkstatt nach alten, bewährten Rezepten und Technologien, ohne dogmatisch alles Neue zu verneinen. Dabei bleibt jedes Instrument ein Einzelstück, nach den Wünschen und Vorstellungen der Auftraggeber entworfen. Dazu suche ich meine Materialien sorgfältig aus, lagere und trockne sie traditionell und setzte sie in Maßarbeit gezielt in das komplexe System der Instrumente ein. Wir bauen Truhen- und Kleinorgeln, Cembali, Spinette Virginale und Clavichorde der deutschen und italienischen Bauschulen. Zum Neubau sind gute Kenntnisse der erhaltenen Instrumente unabdingbar. Daher ist die Restaurierung, Reparatur und Pflege deren ein fester Bestandteil des Werkstattprofils. Dies bedeutet, sich den Vorstellungen der Erbauer zu öffnen und sie zu respektieren.


Historie

Die Geschichte......

 

Die Werkstatt wurde von meinem Vater gegründet. Ihr ursprünglicher Name war „Werkstatt für Historische Tasteninstrumente Martin-Christian Schmidt“.

Mein Vater begann 1988 in Rostock, unter den nicht immer einfachen DDR-Verhältnissen, mit dem Neubau von Cembali in historischer Bauweise. Durch seine langjährige Tätigkeit als Musikinstrumentenrestaurator am Berliner Kunstgewerbemuseum Schloß Köpenick und Dozent der Musikwissenschaft der Universität Leipzig / Musikinstrumentenmuseum Leipzig waren ihm zahlreiche originale, historische Instrumente vertraut.

 

Neben seiner beruflichen Tätigkeit regte er viele Projekte, die die Alte Musik betrafen, an.

Das reichte von den Initiativen zum Aufbau eines Carillons in Berlin, der Gründung des Ensembles „Akademie für Alte Musik Berlin“, der Vorbereitung einer nie zustande gekommenen Instrumentensammlung in Ost-Berlin, bis hin zu Publikationen.

 

Persönliche und berufliche Gründe veranlassten ihn 1988 nach Rostock zu gehen. Hier begann er in 2 Räumen mit insgesamt 35 Quadratmeter (ursprünglich ein Pferdestall, nach 1945 zu Notwohnungen umgebaut). Wie es so üblich war, waren Maschinen und Werkstatt-einrichtung nur mit Wartezeiten zu bekommen. Die Kreissäge sollte erst 2003 geliefert werden. Aufgrund dieser Schwierigkeiten halfen sich die „Privaten“ untereinander, und so war schon vorher ein Grundstock zusammen gekommen. Die Mangelwirtschaft und die selbst gestellte Vorgabe originalgetreuer Kopien erzwangen die Herstellung sämtlicher Instrumententeile. Stimmwirbel aus Nägeln und selbst geschnittene Tastenbelege aus Rinderknochen (die Menge an Brühe vom Auskochen der Knochen war groß und hat für viele Suppen gereicht) sind die eindrücklichsten Beispiele. In dieser Zeit entstanden Clavichorde und einmanualige Cembali.

 

Nach der Wende hatte mein Vater es sehr schwer, da alle sich dem Westen zuwandten. Während seiner wissenschaftlichen Tätigkeit war es ihm gelungen, eine hohe Warscheinlichkeit für ein Mietke-Cembalo während Bachs Tätigkeit am Hof zu Köthen (Sachsen-Anhalt) nachzuweisen. Daher konnte er 1991 für das Kulturhistorische Museum Köthen ein zweimanualiges Instrument nach M.Mietke fertigen. Nun war die Spezialisierung der Werkstatt auf die Instrumente der deutschen Bauschulen und -Traditionen erkennbar. Weitere Instrumente entstanden u.a. für L.Güttler, J.Dalitz, C. Jaquotte, die Kirchenmusikschule Greifswald, das Telemannzentrum Magdeburg. Darunter 16'-Cembali nach Hass und nach intensiven Nachforschungen eine Kopie eines Gottfried Silbermann-Cembalo´s .

 

Von 1991 bis 1994 war ich in seiner Werkstatt als sein Mitarbeiter tätig. In dieser Zeit entstand u.a. auch der gelungene freie Entwurf eines selbstständigen Pedalcembalos. Von 1995 an war der Orgelbauer K F. Wieneke sein Mitarbeiter.  Mein Vater verstarb, für alle unerwartet und überraschend, am 30.04.2000 nach kurzer und schwerer Krankheit. In all den Jahren zuvor wurde er immer von seiner 2. Frau Elfriede Gatzka auf  seinem Weg unterstützt. Sie übernahm nach seinem Tod die Werkstatt und führte sie in seinem Sinne fort.

 K.F. Wieneke und ich brachten noch die offenen Aufträge zu Ende. Ende 2001 schied ich aus der Werkstatt aus. Elfriede Gatzka stellte Ende Februar 2003 den Werkstattbetrieb ein. Mit den Räumen, Material und Einrichtungen ermöglichte Sie mir im September 2003 die Neugründung der Werkstatt unter dem Namen:

Historische Tasteninstrumente Johann-Gottfried Schmidt.